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Lämpels Bildungsklage

Aus dem Dunkel der Geschichte
unsres Volkes, unsres Landes,
tret ich vor, - und ich belichte
als Symbol des Lehrerstandes,
wie in Zukunft kann genesen,
was nun krank darnieder liegt:
'Wahres, deutsches Bildungswesen,'
wie man in den Griff das kriegt.

Wenn ich heut so um mich sehe,
wer da alles Bildung treibt,
tut's mir in der Seele wehe,
denn schon Wilhelm Busch beschreibt:

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Nicht allein das ABC
bringt den Menschen in die Höh',
nicht allein im Schreiben, Lesen,
übt sich ein vernünftig Wesen,
auch sind's nicht die Rechnungssachen,
die den wahren Menschen machen.
Nein, - die Bildung des Gemütes
und dazu noch ,- Gott behüt' es-,
Zucht und Ordnung, Sauberkeit,
machen Menschen erst bereit,
zu wandeln schon seit früh'ster Jugend
beständig auf dem Pfad der Tugend.

Daß dies mit Verstand geschah,
war ich, TRAUGOTT LÄMPEL, da !

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Sicher gab's zu meiner Zeit
auch schon Schüler,- nicht bereit - ,
als Vorbereitung auf das Leben,
die Bildung in sich aufzunehmen,
die auch viel Böses von sich ließen
und, - glaub ich - , Max und Moritz hießen.
 
Durch sie ist, weil sie nicht pariert,
die Tabakspfeife explodiert.
Auch haben sie mich arg betrogen !
Heut holt man dafür Psychologen

 

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Wir lösten das Problem viel schlichter,
steckten sie in den Mühlentrichter,
und unser Müller mit der Mütze,
der machte daraus Entengrütze.

 

Höchst überflüssig in der Tat,
ist solches wie ein Elternrat.
Ich holte mir für diesen Zweck
den Rat von Schneidermeister Böck.
Der stand bereit zu allen Zeiten,
brauchte um keinen Vorsitz streiten,
und half sofort und auf die Schnelle
bei Rohrstockmangel mit der Elle.

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Die Oberaufsicht in der Schule
führt heut vom Schreibtisch und vom Stuhle
in einem Amt ein Dezernent,
- wie man jetzt diese Herren nennt. -
Bei uns da war der Mann am Ort.
Es war der Mensch, der Gottes Wort
dem Volke laut verkündet hat.
Heut sitzt die Aufsicht in der Stadt,
erläßt Erlasse, wie verrückt,
statt dort zu helfen, wo es drückt.

Auch bildet man an manchem Ort
in unserm Land die Lehrer fort.
Das ist doch alles Firlefanz,
ein unnütz teuerer Eiertanz !

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Für Lehrerbildung sind nicht übel
der Katechismus und die Bibel.
Und für des Lehrers Hausgebrauch,
da reichen diese Dinge auch.
Was braucht der Lehrer Bröselmeier
für sich so ungelegte Eier
wie Planungstreff, Curriculum ?
Was soll denn ein Kollegium,
nur weil es plötzlich sehr modern,
mit Lehrerbildung - schulintern - ?
Was soll, und da ergreift mich Panik,
die Gruppensitzung voll Dynamik ?

 

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Wie war da doch zu meiner Zeit
schnell das Problem vom Zwang befreit !
Wenn's nicht so lief, wie ich es wollte,
da ging ich hin, zur Witwe Bolte,
in ihren Kissen, in dem Pfühle,
- welch reifer Mensch liegt gern schon kühle ? -
da hab' dynamisch ich vergessen,
was an dem Amt mich hat zerfressen,
und konnt', Ihr mögt mich drob beneiden,
auch meine Klasse wieder leiden.
Das alles, das vergess' ich nie,
dank Witwe Boltes Therapie.

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Wenn ich im Lande Umschau halte,
ergreift das Grausen mich, das kalte,
ich seh' tatsächlich, ungelogen,
vom Staat bezahlte Pädagogen,
die, statt Lektionen zu bereiten,
sich um des Kaisers Bärte streiten.
Wie soll denn da des Landes Jugend,
wenn hier die Vorbilder an Tugend
sich ständig in den Haaren liegen,
das Rüstzeug für das Leben kriegen ?
Nur durch ein tugendsames Leben,
durch nimmermüdes Vorwärtsstreben,
gehorsam stets der Obrigkeit,
wird man ein Vorbild jederzeit

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Wie lob ich mir da Bauer Mecke,
der seine eig'nen Maltersäcke,
die nicht einmal subventioniert,
für Kinder, welche nicht pariert,
mir gratis zur Verfügung stellte.

Für mich gab's damals keine Schelte,
die Landesherren heute eigen.
Ihr müsst Mut zur Erziehung zeigen !

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Doch auch ergreift mich tiefes Weh,
wenn ich jetzt durch Hannover geh'
und seh' zur Rechten und zur Linken
nur Bilder, die nach Aufruhr stinken.
Dann laufe ich, so alt ich bin,
schnell zu dem Reiterstandbild hin,
das auf dem Bahnhofsvorplatz steht,
und wo Ihr den Ernst-August seht,
wie souverän in dieser Stadt .
er sintemal regieret hat

Ich ruf ihm zu, da ich ihn seh',
dem stolzen Reiter in der Höh':

"Ach Du, Ernst August, steig hernieder
und dann regiere Du uns wieder,
laß dafür doch in diesen Zeiten
mal lieber diese  Merkel reiten !"

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zurück

Doch der Ernst August sitzt zu feste
dort oben auf dem Steinpodeste
und ruft hinunter auf die Szene:
"Ach, macht doch Euren Dreck alleene !"

Doch ich, in dieser Bildungsnot,
ich bin, obwohl schon lange tot
und längst begraben und verreckt,
von Roland Koch jetzt neu entdeckt.
Ich werde durch die Schulen geistern
und alle die Probleme meistern,
die Euch im Augenblick so quälen.

Oh, wartet nur, Ihr armen Seelen,
bald stell ich wieder alle Weichen,
ich warte nur aufs Einsatzzeichen
und geh' am Schluss von dem Gedichte
vorerst zurück in die Geschichte.
Doch ist mein Rücktritt nicht von Dauer !!

Ich liege ständig auf der Lauer !!